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Über die Früchte des Miteinanders

Österreich, wie auch viele andere europäische Länder, zeichnet sich durch eine immense Vielfalt der Kulturen aus, was nicht zuletzt an den unterschiedlichsten gesprochenen Sprachen beobachtet werden kann. Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch sind als Sprachen der autonomen Volksgruppen in einzelnen Regionen als Amtssprachen anerkannt. In den Schulklassen werden darüber hinaus über 80 Sprachen gesprochen; 20% haben nicht Deutsch-als Umgangssprache.[1] Die Zahl 20 scheint hierbei fast historisch zu sein. Zu Zeiten der Monarchie Österreich-Ungarn waren lediglich 20% aller Völker [2]. Eben diese Vielfalt zeigt sich auch heute noch.

Ob nun der persische Gewürzhändler, der türkische Kebap-Verkäufer, der bosnische Cevapcici-Grillmeister oder die beste einheimische Küche des Landes mit Spezialitäten wie Schnitzel und Tafelspitz, die kulinarische Bereicherung, die sich aus dem Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen ergibt, ist nur eine der vielen positiven Effekte. Ebenso positiv ist der dadurch gewährte Einblick in die unterschiedlichsten Kulturen der Welt samt deren Schätze und Traditionen.

Doch damit dieses Zusammenleben funktionieren kann, bedarf es einiger „Spielregeln“. Oft wird hier die Notwendigkeit genannt, die Vielfalt zu zelebrieren. Das suggeriert irgendwo, dass ich die Vielfalt schätzen soll, ja sogar muss. Meines Erachtens ist dieser Vorgang jedoch ein Prozess. Nur durch stetigen Kontakt mit anderen Kulturen, kann ich lernen diese zu schätzen. Hindernisse können hierbei etwa explizite Vorannahmen über bestimmte Bevölkerungsgruppen sein. Wenn ich etwa schon im Kopf habe, dass bestimmte Völker sich im Hinblick auf ein bestimmtes Thema immer wie X benehmen, dann werde ich diesen Anspruch bzw diese Erwartung versuchen zu bestätigen. Kommt es dann tatsächlich mal dazu, dass jemand aus dieser Kultur tatsächlich so handelt wie ich schon dachte, dass alle aus dieser Kultur so handeln würden, dann bestätigt sich mein eigens erdachtes Vorurteil. Dabei vergessen wir oft, dass wir oft auch selbst dazu beitragen, dass sich die Person so benimmt wie wir es von ihr dachten. In der Psychologie wird dieses Phänomen „Selbsterfüllende Prophezeiung“ genannt. Hier eine kleine Grafik dazu:


Es ist meines Erachtens nach wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass niemand von uns frei von Vorurteilen ist. Wir alle haben bestimmte Vorannahmen. Wichtig ist, sich dieser bewusst zu sein und gezielt darauf hinzuarbeiten sie abzubauen anstatt sie zu bestätigen. Die Vielfalt zu zelebrieren, bedeutet zu verstehen, dass Vielfalt real ist und man sich dieser gegenüber positiv gesinnen sollte, anstatt von ihr zu glauben, sie wäre das „Grundübel unserer Zeit“. Unterm Strich bedeutet Vielfalt auch Unterschiede und damit einhergehend Meinungsverschiedenheit. Jegliche Versuche die Einstellungen gegenüber Vielfalt zu vereinheitlichen sind hier zwecklos. Ich kann mich nicht dazu zwingen, alles und jeden zu mögen. Ich muss auch nicht ständig nach Gemeinsamkeiten suchen um die Vielfalt zu zelebrieren. Viel wichtiger als die Gemeinsamkeiten sind die Unterschiede und wie ich mit diesen umgehe. Ich muss also erkennen, dass es überhaupt signifikante Unterschiede gibt. Diese Unterschiede anzuerkennen und zu akzeptieren, dass wir nun mal unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen haben, bildet den Grundbaustein des Zusammenlebens und die Essenz des gegenseitigen Respekts.

Mit diesem Wissen über meine Einstellung gegenüber den Früchten der Vielfalt, möchte ich mich in dieser Beitragsreihe meinen Alltagserfahrungen hinsichtlich Vielfalt und deren Nutzen widmen und sie Ihnen erzählen. Dabei geht es oft darum, wie und was ich von anderen lernen konnte und ebenso wie andere von mir lernen konnten.

Hier gehts zum zweiten Teil dieser Beitragsreihe.

Quellen

[1] http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/02/19/20-prozent-der-schuelerinnen-haben-nicht-deutsche-umgangssprache/

[2] http://www.österreich-ungarn.de/demografie.html

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