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Mostar – eine Brücke zwischen zwei Volksgruppen

Mostar ist bekannt für seine Brücke in der Altstadt (most bedeutet Brücke auf Bosnisch). Von der alten Brücke “Stari most” wagen Turmspringer aus aller Welt den Sturz in den Fluss Neretva.

Mostar liegt im südlichen Teil von Bosnien und Herzegowina (BH) und ist die größte Stadt der Herzegowina. Hier leben etwa 113.000 Menschen. Mostar ist auch bekannt für das Nebeneinander zweier Ethnien – Bosniaken und Kroaten. Wir gelangen über die Hauptstraße in die Stadt und erblicken eine sehr große katholische Kirche. Sie heißt uns Willkommen bevor wir im Hotel einchecken können.

Franziskaner-Kirche in Mostar
Franziskaner-Kirche in Mostar

Wir gehen durch die Gassen der alten Stadt, die Richtung “Stari most” führen. Auf der alten Brücke stehen viele Touristen und versuchen Fotos zu machen. Das Ambiente ist einzigartig, eine Gruppe musiziert und unterhält die vorbeigehenden Menschen, ein Turmspringer bereitet sich auf seinen Sprung vor. In der Altstadt selbst erblicken wir viele Minarette.

Stari Most
Stari Most

Um etwa 1 Uhr zum Mittagsgebet hören wir auch den Gebetsruf der umliegenden Moscheen. Sie starten alle versetzt und übertönen einander. Mir fällt auf, dass nur wenige Menschen zum Gebet gehen. In einem Café nebenan ist die Musik so laut, dass man den Gebetsruf kaum hören kann. Es scheint fast niemanden zu kümmern.

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Koski Mehmed Pasha Moschee

Wir gehen über die Brücke und gelangen zur Koski Mehmed Pasha Moschee. Sie zählt zu den schönsten Moscheen in der Region Herzegowina. Sie wurde im Jahre 1618 erbaut. Während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien wurde sie stark beschädigt. Heute dürfen Touristen von ihrem Minarett aus, den Ausblick über Mostar genießen. Die Moschee hat einen kleinen Innenhof mit Trinkbrunnen, der auch Möglichkeit für die Gebetswaschung bietet. Die osmanischen Spuren sind auch hier zu finden. Die typischen Grabmäler weisen auf den osmanischen Stil hin.

alte Gräber
alte Gräber

Ich komme mit dem jungen Mann beim Eingang in die Moschee ins Gespräch. Er verkauft hier die Eintrittskarten für die Besichtigung der Moschee. Er heißt Salih M. und lebt in einem Vorort nahe Mostar. Neben seinem Studium versucht er hier über den Sommer ein bisschen Geld zu verdienen. “Mich interessiert die politische Lage in Mostar. Ich weiß, dass die Lage in Mostar während des Jugoslawien-Krieges besonders kritisch war. Wie funktioniert das Zusammenleben heute?”, frage ich ihn.

Salih M. auf seinem Arbeitsplatz
Salih M. auf seinem Arbeitsplatz

“O ja, Mostar hat es besonders schwer gehabt während des Krieges. In Mostar leben zwei große Volksgruppen – Bosniaken und Kroaten. Deshalb kam es hier schnell zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die alte Brücke wurde 1993 von den Kroaten zerstört. Der Wideraufbau begann dann 1995 und 2004 wurde die Brücke offiziell wiedereröffnet. Das Zusammenleben der zwei Gruppen hat sich bis heute nicht verändert, weil die Konflikte noch immer bestehen. Die Stadt ist buchstäblich geteilt. Die Kroaten hier und die Muslime da. Der Kontakt zwischen den jeweiligen Gruppen wird auf das Minimum beschränkt. Sogar die Schulen sind hier getrennt. Die einen lernen Kroatisch, die anderen Bosnisch. Ich weiß, es klingt lächerlich, aber so ist es. Solche Konflikte sind in Bosnien und Herzegowina noch heute Alltag. Besonders in Städten, in denen zwei fast gleich große Volksgruppen bestehen, ist das Konfliktpotenzial sehr hoch. In der Republika Srpska beispielsweise ist die politische Situation extrem zugespitzt. Ich denke, Bosnien und Herzegowina wird noch eine Weile brauchen, bis sie sich von diesen Problemen befreien kann. Das geschieht jedoch nicht von heute auf morgen.”

 

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