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Schicken Sie Ihr Kind zum Schwimmunterricht?

Das Thema Schwimmen in der Schule und die Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme muslimischer Kinder am Schwimmunterricht sorgt immer wieder für Furore und wird seitens der Gesellschaft oft als Zeichen für mangelnde Integration gesehen, wenn Eltern ihren Kindern verbieten, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Viele Eltern begründen ihre Entscheidung damit, dass der Unterricht nicht nach Geschlechtern getrennt sei und ihre Kinder unislamisch gekleidet seien. Das würde so gegen ihre religiösen Vorschriften verstoßen. Doch ist das nicht zu überspitzt, zumal es sich um 6 bis 12-jährige Kinder handelt?

Der Schwimmunterricht in der Volksschule ist neben dem Turnunterricht ein wichtiger Bestandteil des Unterrichtsplans, weil Kinder sportlich aktiv werden (müssen), das Miteinander spielerisch erlernt und gestärkt wird und sie die Möglichkeit haben, in jungen Jahren Schwimmen zu lernen. Der Schwimmunterricht wird in der Regel bis zur 7. Schulstufe regelmäßig veranstaltet und ist für sehr viele Kinder das Fach mit dem größten Spaßfaktor. Für viele Eltern ist dieser Spaßfaktor und der soziale Aspekt von geringer Relevanz. Stattdessen beharren viele auf dem religiösen Argument, dass es unislamisch sei, halbnackt schwimmen zu gehen und Kinder religiöse Vorschriften von klein auf kennen und lernen sollten. Oft ist es aber auch so, dass Eltern aufgrund ihrer Herkunft den Schwimmunterricht nicht als solchen kennen und seine Wichtigkeit nicht nachvollziehen können. Es ist also auch nichts verwunderliches, wenn eine Frau aus einem islamischen Land, in dem es einen derartigen Unterricht nicht gibt und höchstens als “westlich” und unmoralisch bezeichnet wird, schlichtweg nicht versteht, dass Schwimmen hierzulande völlig normal ist und ein wichtiger Bestandteil der Schulbildung ist.

Würden Sie Ihr Kind zum Schwimmunterricht schicken? Eine erste (vermutlich unbewusste) Antwort ist oft zu hören: “Wenn es ein Junge ist, dann ja.” Geht es nicht um den religiösen und moralischen Aspekt, sondern nur um das Geschlecht des Kindes? Dann wäre die religiöse Argumentation völlig unangebracht, weil sie nur ein Vorwand ist, um den Kern der Problematik zu umgehen. Würden Sie Ihre Tochter zum Schwimmunterricht schicken? wäre wohl die richtige Frage.

In einer Online-Gruppendiskussion rund um dieses Thema wurde schnell klar, dass Schwimmen in der Schule ein eher geschlechterspezifisches Thema ist. So gingen die meisten mit der Annahme ins Gespräch, dass es sich bei dem Kind um ein Mädchen handle. Ich warf die Frage in die Runde, wie es islamisch zu vertreten sei, sein 6-jähriges Kind am Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen. Die Argumentationen waren unterschiedlich und begannen damit, dass es wichtig sei schwimmen zu lernen und es völlig normal sei, dass Kinder zusammen schwimmen. Kinder in diesem Alter wüssten noch nichts vom anderen Geschlecht und seien aus islamischer Perspektive für ihre Taten, einschließlich dem halbnackten Schwimmen, nicht verantwortlich. Erst ab der Geschlechtsreife sei das andere Geschlecht und das Thema Nacktheit tatsächlich aktuell. Bis dahin solle man die Kinder damit gar nicht belasten. Eine andere Meinung war auch jene, dass Kinder moralische Werte schon früh lernen müssten und deshalb auch schon als Volksschüler nicht am Schwimmunterricht teilnehmen sollten, um diese Prinzipien bereits von klein auf zu verstehen. Eine anderer Zugang war die Schamhaftigkeit der Kinder, die bewahrt werden sollte.

H.I. schrieb: Man sollte sich Mühe gebe die Schamhaftigkeit der Kinder zu bewahren. Psychologisch gesehen, ungeachtet des islamischen Urteils, wird diese Geschlechtervermischung negative Folgen für ein Kind haben. Dabei ist es uninteressant, dass man sagt: “In dem Alter haben die Kinder kein Interesse am anderen Geschlecht”. Demzufolge habe Nacktheit und Geschlechtervermischung negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Schamhaftigkeit von Kindern. Eine Antwort darauf gab E.Y.T. : Man stelle sich vor, dass man ein neugeborenes Kind abgeschottet von äußeren Einflüssen großzieht. Natürlich auch ohne Kleidung und ohne irgendwelche spielerischen Hinweise auf sein Geschlecht. Also absolut “steril”. Würde das Kind nun trotzdem (also wenn ein Fremder zu ihm kommt und das Kind wie IMMER unbekleidet wäre) eine Scham entwickeln oder nicht?

Die Meinungen rund um dieses Thema bleiben solange kontrovers, bis Erwachsene irgendwann nicht mehr aus ihrer eigenen Position heraus bestimmen, sondern sich einen Perspektivenwechsel erlauben und aus der Position des Kindes sprechen. Die meisten waren sich einig: Schwimmen macht Spaß und ist für Kinder ein wichtiges Erlebnis in der Kindheit. So schrieb A.N. : Omar -radi´Allahu anhu- sagte: Lehrt eure Kinder Schwimmen und Bogenschießen und fordert sie auf, auf den Pferderücken zu springen. I.E. meinte auch: Hört auf Euer Herz und lasst eure Kinder, Kinder sein.

Tatsache ist, dass der Schwimmunterricht ein wichtiger Bestandteil des österreichischen Schulsystems ist und gleichzusetzen ist mit anderen Schulfächern. Demnach müssen sich auch Eltern, die den Sinn dieses Schulfaches nicht verstehen, intensiver damit auseinandersetzen und vor allem der Schulbildung und der sozialen Integration des eigenen Kindes nicht im Wege stehen.

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