CEAI

CEAI-Initiative: “Ich bin Muslim, was wollen Sie wissen?”

In den kalten Wintermonaten wagte CEAI den Versuch, auf den berühmtesten Straßen Wiens eine Initiative zu starten, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, einem Muslim Fragen zu stellen. Die Initiative wurde von allen Seiten sehr begrüßt, denn viele Menschen wünschen sich, mehr über den Islam und seine Anhänger zu erfahren. Dementsprechend wurden auch Fragen gestellt, die zwar nicht im Video sondern in diesem Beitrag beantwortet werden.

Zu den Fragen:
1. Frage: Wie oft werden Sie wegen Ihrer Religion diskriminiert?
Eine Frage, die jede/r Muslim/in für sich selbst beantworten muss, da sich Diskriminierungserfahrungen aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen in unterschiedlichen Intensitäten ergeben können.

2. Frage: Welche Rolle spielt Jesus im Islam bzw Koran?
Jesus (arab. Isa), aber auch seine Mutter Maria (arab. Mariam), spielen im Islam ein wichtige Rolle und werden im Koran des Öfteren genannt. In der Sure “Mariam” (Koransure 19) wird die Geburtsgeschichte von Jesus beschreiben, und im Koranvers 3:55 liest man über sein Lebensende:

“Siehe! Gott sagte: ‘O Jesus! Wahrlich, Ich werde dich sterben lassen werde dich zu Mir erhöhen und dich reinigen von (der Gegenwart von) jenen, die darauf aus sind, die Wahrheit zu leugnen; und Ich werde jene, die dir folgen, (weit) über jene stellen, die darauf aus sind, die Wahrheit zu leugnen, bis zum Tag der Auferstehung. Am Ende müsst ihr alle zu Mir zurückkehren, und ich werde zwischen euch richten hinsichtlich all dessen, worüber ihr uneins zu sein pflegtet. […]'” (Asad Muhammad, Die Botschaft des Koran, 2015, 117)

Nach bestimmten muslimischen Vorstellungen wird Jesus zum Erscheinen des erwarteten Imam Mahdi auf die Erde zurückkehren und seine wahrhaftigen Anhänger zum einheitlichen Glauben führen. Weitere Informationen zu Jesus finden Sie hier!

3. Frage: Wie würden die Leute reagieren, wenn auf dem Schild geschrieben stünde “Ich bin Prophet Muhammad – Was wollen Sie wissen”?
Ein solches Unterfangen wäre aus mehreren Gründen nicht durchführbar, weil es allen voran die religiösen Gefühle von Gläubigen verletzen könnte und mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen würde. Allerdings dankt CEAI für diesen Input, der in abgeänderter Form durchaus aufgegriffen werden kann. Etwa könnte man Fragen, wie sich wohl der Prophet in bestimmten Fällen verhalten oder auf gegenwärtige Entwicklungen geäußert hätte, etc.

4. Frage: Die Männer bekommen in der anderen Welt schöne Frauen, ein schönes Leben usw. Was bekommen die Frauen?
Diese Frage wurde in der islamischen Theologie sehr umfangreich diskutiert und bewertet. Die Schilderungen im Koran sind je nach ihrer Interpretation mehr oder weniger sinnlich. In den „Gärten der Wonne“ (Garten Eden) wird den Gerechten unter Gottes Wohlgefallen das „große Glück“ zuteil: ein Leben voller ungetrübter Sinnenfreude auf edelsteingeschmückten Liegebetten, köstliche Speisen, Bäche niemals verderbenden Wassers und Milch mit geklärtem Honig und sogar köstlicher Wein, gereicht von ewig-jungen Knaben oder entzückender Paradiesjungfrauen, die niemals zuvor berührt worden waren (großäugige Huri als Gattinnen bzw prächtigen Gefährten). In Bezug auf diese Huri schreibt Muhammad Asad:

„Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die koranischen Allegorien der Freuden des Paradieses unterschiedslos für Männer und Frauen gelten, übersieht die Interpretation „kawa’ib“ (prächtige Gefährten) in Koranvers 78:33 den rein abgeleiteten Ursprung des volkstümlichen Sprachgebrauchs – der auf der bildlichen Bedeutung von „Hervorragen“ im Nomen ka’b beruht – und ersetzt diese offensichtliche Bildlichkeit mit der wörtlichen Bedeutung von etwas, das physisch hervorragend ist: und dies ist meines Erachtens gänzlich ungerechtfertigt. Wenn wir beachten, dass die koranischen Beschreibungen der Segnungen des Paradieses immer allegorisch sind, erkennen wir, dass der Begriff kawa’ib im obigen Zusammenhang keine andere Bedeutung als „ruhmreiche“ (oder „prächtige Wesen“ haben kann, ohne irgendeine geschlechtliche Bestimmung; und dass er, in Verbindung mit dem Begriff atrab, „prächtige Gefährten, wohlpassend“ bedeutet – damit anspielend auf die Beziehungen der Seligen zueinander und das völlige gegenseitige Zueinanderpassen und die gleiche Würde ihrer aller.“ (Siehe auch Koran 56:34) (Asad, Die Botschaft des Koran, 2015, 1131)

Es würde einer Religion, die sich Gerechtigkeit auf die Fahnen schreibt, auch nicht entsprechen, das eine Geschlecht vor dem anderen vorzuziehen, weshalb gläubige Frauen und Männer durchaus auf die gerechte Belohnung Gottes vertrauen können. Immerhin ist Gott “der Gerechte, der Ausgleichende” (arab. al Adl).

5. Frage: In welchem Zusammenhang stehen Religion, Glaube und das Kopftuch?
Es ist unbestritten, dass zwischen Kopftuch und Islam ein direkter Zusammenhang besteht. Im Koran nehmen drei Verse darauf Bezug: 24:31, 33:53 und 33:59. Auch in der Prophetentradition (arab. Sunna) findet das Kopftuch seinen Niederschlag. Jedoch, wie auch die aktuellen Debatten zeigen, lässt sich trefflich darüber streiten, ob das Kopftuch (arab. Hidschab) eine Pflicht darstellt. Ohne hier eine Wertung vorzunehmen, spielt das Kopftuch jedenfalls für viele Musliminnen eine zentrale Rolle der religiösen Identität, wird aber auch von vielen Musliminnen nicht als Pflicht angesehen. Letztlich muss diese Entscheidung alleine bei der Frau liegen, ob sie es trägt oder nicht. Darüber urteilen wird Gott, denn Er weiß es besser – Allahu ‘Alim!

 

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