Nach einem wunderschönen ersten Tag in Marrakesch geht es heute weiter nach Rabat – mit einem Zwischenstopp in Casablanca, wo wir Michael abholen.
12:00 Wir machen uns auf den Weg in die Medina (Innere Altstadt) – Michael, Sarah und ich. Nach einigen Gehminuten verliert sich zumindest MEIN Orientierungssinn und Michael entpuppt sich als freundlicher Reise-Leiter, der uns mithilfe von Google Maps durch die Gassen des Viertels Kasbah des Oudaia geleitet, das durch seine einzigartige Verzierung der Häuser und Wände bezaubert. Wir finden den Weg durch die Gassen und gelangen zu einer Aussichtsterrasse, die uns einen atemberaubenden Ausblick aufs Meer bietet. Unbeschreiblich!
15:00 Wir sind auf dem Weg zur Fakultät der Literatur und Geisteswissenschaft, wo das für uns interessante Institut für Islamwissenschaften untergebracht ist. Dort angekommen lernen wir den freundlichen Assistents-Professor Dr. Ismail Achkari Begdouzi kennen, der uns zunächst die Universität für Literatur- und Geisteswissenschaften näher vorstellte und dann mit uns über mögliche Kooperationen mit den Islamischen Studien in Wien sprach. Sarah sprach mit ihm auf Arabisch und wollte unter anderem wissen, inwieweit das Beherrschen der arabischen Sprache für die Wissensvermittlung und die -erlangung sowie Forschung im Feld der Islamwissenschaft von Relevanz sei.
Dr. Achkari B.: “Über Jahrhunderte hinweg haben sich Gelehrte, Wissenschaftler, Theologen mit der Islamwissenschaft auseinandergesetzt und diese voran gebracht. Davon hatten ganze 70% Arabisch nicht als Muttersprache. Eben diese Menschen strebten nach mehr und gezielterem Wissen, weg von der Oberfläche hin zu einem tiefgründigen Islamverständnis. Arabisch diente in diesem Kontext als Werkzeug, nicht als Voraussetzung.” Dr. Achkari B. betonte wie wichtig es damals und auch heute sei, sich zu vernetzen und im Austausch mit anderen zu forschen, weiterzudenken, zu lernen, zu vermitteln, etc.
Auch religiöse Werte seien seiner Meinung nach von großer Bedeutung. Diese seien die Basis für einen inter-religiösen Dialog. Genau dieser Austausch sei der Nährboden für das Voranbringen eines kontemporäreren Islamverständnisses.
Ein derartiger Dialog findet inter-universitär bereits statt. Diese Fakultät habe schon Austauschprogramme gestartet mit Partner-Universitäten in den USA, Canada, Deutschland, etc., wodurch Studenten die Möglichkeit haben ihr individuelles Wissen sowie Verständnis des Islams anderen Studenten an der anderen Universität zu vermitteln und vorzustellen. So entsteht Dialog. So entsteht das Verständnis für den Anderen, gleichzeitig aber ergeben sich neue Fragen und Blickwinkel auf das eigene Verständnis und im besten Falle eine neue Reflexion dessen.
Über unseren Besuch freute sich Dr. Achkari B. sehr und stehe einer Kooperation mit uns offen gegenüber. “Leute wie ihr es seid, werden den Islam voranbringen. Ihr seid den weiten Weg hierher gereist, um den Dialog zu suchen. Davon brauchen wir mehr.”
18:00 Am Weg nach Hause kamen wir noch beim Hassan-Turm vorbei, der an die im 12. Jh. begonnene und nie vollendete Große Moschee erinnert. Gleich daneben am selben Komplex findet sich das Mausoleum des Königs Mohammad V. (1956–1961) und seines Sohnes Hassan II. (1961-1999). Es ist wohl anzunehmen, dass auch der künftige König Mohammad VI. eines Tages hier begraben wird.
Bis morgen!