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Migration und sexuelle Orientierung

Homosexualität und gleichgeschlechtliche (Trans)Identitäten habe es,
entsprechend der historischen Faktenlage, in allen gesellschaftlichen
Schichten und Kulturen immer schon gegeben, so Wahala am Beginn des
Gesprächs. Sie gehören daher zur Grundverfasstheit bzw Grundordnung
jeder Gesellschaft. Zirka sechs bis acht Prozent der Menschen haben eine
gleichgeschlechtliche Identität. Sie haben sich ihre sexuelle
Orientierung nicht ausgesucht.

Menschen aus islamisch geprägten Kulturen haben große Schwierigkeiten in
der Auslebung ihrer sexuellen Orientierung, vor allem in Bezug auf
Familie und Community, meint Prof. Aslan und fragt, was man von der
Geschichte der (Katholischen) Kirche im Umgang mit diesem Phänomen
lernen könne. Wahala relativiert und stellt fest, dass es
unterschiedliche Strömungen gebe; für die einen sei es eine Sünde und
wider die Natur, und die anderen hinterfragen die entsprechenden
religiösen Stellen mit humanwissenschaftlichen Zugängen und kommen zu
dem Ergebnis, das diese Stellen nicht heranzuziehen seien. Deshalb
brauche es zwischen den beiden Ansätzen einen Dialog der jeweiligen
Autoritäten. Dasselbe gelte für den Islam, so Wahala.

Prof. Aslan spricht daraufhin die Gefahr für die Zukunft von
Familienvorstellungen in islamisch geprägten Gesellschaften an. Wahala
antwortet, dass die Familie bisher immer einen wichtigen Stellenwert in
der Gesellschaft hatte und deshalb auch weiterhin haben werde. Für
gleichgeschlechtliche Paaren (sog. Regenbogenfamilien) mit Kinderwunsch
gelte, dass sie ebenfalls einen Beitrag zur Familiengründung in der
Gesellschaft leisten, genauso wie heterosexuelle Paare. Auch die
Entwicklung dieser Kinder sei nachgewiesenermaßen gleich gut, so Wahala.
Mit der männlichen Homosexualität im Fokus, gehe es nicht nur um die
Infragestellung der traditionellen and ‚machoiden‘ Männlichkeit, sondern
auch um die Infragestellung des Patriarchats.

Prof. Aslan weist daraufhin, dass wir in der Gesellschaft andere
Realität vorfänden und fragt, wie wir, insbesondere
(Religions)LehrerInnen im (Islamischen) Religionsunterricht, mit diesem
Phänomen umgehen können, wenn etwa ein Kind zwei Mütter/Väter habe.
Wahala führt aus, dass das Stoßen an Grenzen und die Weiterbildung in
allen Berufen, aber speziell bei LehrerInnen, eine Notwendigkeit
darstelle. Darüber hinaus haben wir uns in Europa auf Menschenrechte
geeinigt und uns insbesondere verpflichtet, dass wir Menschen unabhängig
von Geschlecht oder sexueller Orientierung als gleichwertige BürgerInnen
anerkennen und gleichbehandeln. Des Weiteren seien im Rahmen der
Sexualwissenschaften und der (Sexual)Pädagogik Qualitätskriterien
entwickelt worden, an die sich alle LehrerInnen halten müssen. Eine
Geringschätzung oder Verdammung der Homosexualität sei nicht zulässig,
weshalb ReligionslehrerInnen hauptsächlich auf die verschiedenen
Strömungen und Ansichtsweisen der jeweiligen Religion hinweisen sollen,
so Wahala.

Abschließend appelliert Wahala zum Kennenlernen und zur
Auseinandersetzen der Lebensrealitäten von Menschen, die sich LGTBIQ
zugehörig fühlen, um zu verstehen, welchen Prozess sie etwa beim
Coming-out durchmachen mussten. Zu verstehen gelte es auch, dass sie wie
alle anderen ein vollkommen normales Leben leben. Denn auch ihnen gehe
es um Liebe, Wertschätzung, Zuneigung und Anerkennung.

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