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Hochzeitsnacht? Horrornacht.

Erfahrungsbericht einer jungen Muslimin – vielleicht sogar mehrerer Musliminnen.

Ich hatte schon immer Angst Sex zu haben, es war eines der schlimmsten Sachen in meinen Vorstellungen. Meine Mutter hat mich immer ermahnt, als ich noch ein Kind war und nicht einmal wusste was Sex bedeutet, dass ich nicht mit Jungs kommunizieren darf. Sie erzählte mir, dass in der Hochzeitsnacht Blut auf dem Lacken sein muss, ansonsten würde mich mein Ehemann am nächsten Tag vor die Tür setzen. Ich habe natürlich Angst bekommen, weil ich in der Schule immer mit den Jungs kommuniziert habe und somit das Blut nicht auf dem Lacken sein wird.

Doch woher kommt dieses Blut eigentlich? Krasse Vorstellungen kamen in mir auf, ich habe sogar eine Zeit lang gedacht, dass das Blut vom Himmel, von Gott aus kommt. (lacht) Da ich in dem Alter nichts von Sex und einem Jungfernhäutchen gewusst habe, war mir das ein Rätsel was das mit dem Blut auf sich hat.

Bevor ich überhaupt aufgeklärt wurde, was das alles bedeutet, wurde es mir strengstens verboten. Erziehung on point.

Vielleicht ist sie davon ausgegangen, dass ich schon wusste was sie mit „kommunizieren“ meint. Doch nein ich hatte keine Ahnung. (Ich kann mich erinnern, dass wir das im Unterricht gelernt haben – doch auch damals habe ich nicht wirklich verstanden was das heißt)

Erst im späten Alter (lacht) habe ich verstanden was das alles bedeutet und was meine Mutter mir damit sagen wollte.

Hochzeitsnacht? Horrornacht. Heute bin ich seit ungefähr fünf Jahren verheiratet und habe immer noch Spannungen während des Geschlechtsverkehrs. Ich kann es nicht genießen, so wie sicher einige andere muslimische Frauen auch.

Mein erster Besuch bei der Gynäkologin hat mir die Augen geöffnet: nach der Untersuchung (sie konnte mich nicht einmal in Ruhe untersuchen, weil ich sie nicht herangelassen habe) wurde mir schwarz vor den Augen und mir war richtig schwindelig. Ich fragte die Ärztin, ob das normal sei nach einer Untersuchung. Anstatt mir zur antworten fragte sie mich, woher ich komme.

Aus Ägypten aber hä? Was? Was hat das denn damit zu tun? Stille.

Nach gefühlten Stunden (wahrscheinlich paar Sekunden) geht ein Licht in mir auf: Ich kann als erwachsene Frau das Zusammensein mit meinem Mann nicht genießen, weil Sex das Böse und das Verbotene ist – Ein Tabuthema, das totgeschwiegen wird. Ein Thema, das mir falsch übermittelt wurde und sicher auch vielen immer noch falsch übermittelt und verteufelt wird.

Später habe ich zufälligerweise über dieses Thema/diese Krankheit, die sich übrigens Vaginismus (Scheidenkrankheit) nennt, in einem Buch gelesen. Es sollen auch andere (muslimische) Frauen darunter leiden.

Ich bin nicht die Einzige!

Einerseits hat mich das gefreut, da nicht ich das Problem bin, sondern die falsche Erziehung beispielsweise. Andererseits war ich einfach nur traurig, wie man das Sexleben vieler Menschen vernichtet.

Und vielleicht noch trauriger: (junge) Frauen trauen sich nicht darüber zu sprechen und somit wird das Sexleben zu einer Last und dient nur zur Befriedigung des Mannes und nicht einer selbst.

PS: Mich setzt keiner vor die Tür, wenn dann sitzt er selber vor der Tür!

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