Weihnachten steht bevor – dieses Jahr ein wenig anders; ohne einen Christkindlmarkt und ohne große Weihnachtsfeiern. Auch wenn man Weihnachten nicht feiert, ist es doch trotzdem ein schönes Gefühl es mitzuerleben; in den Schulen, in der Arbeit und auch auf den Straßen.
Doch wie fühlen sich Musliminnen und Muslime zu Weihnachten? Wir haben einige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gefragt!
CEAI: Was bedeutet die Weihnachtszeit für dich und wie verbringst du sie?
Abdu*: In der Weihnachtszeit verbringe ich sehr viel Zeit mit meinem Bruder. Aber ich habe auch Aufgaben zu tun.
Sarah*: Sie bedeutet für mich, dass alle meine Freunde über ihre Geschenke reden und Kekse backen, aber nicht ein bisschen Religiöses machen. Für sie sind nur die Geschenke wichtig. Ipads, neue Handy’s und ähnliches ist ganz normal zu der Zeit zu bekommen. Ich mache nichts besonderes in dieser Zeit, außer das übliche.
Ibrahim*: Weihnachten ist für mich ein Fest, wo sich die Familien für die Geburt Christi versammeln, den ich selber nicht feiere.
Polat*: Weihnachtszeit ist seit meiner Kindheit schon immer eine Zeit gewesen, indem ich mich auf die Ferien gefreut habe. Ich habe meine Ferien als Erholung genutzt. Ich habe sie immer so verbracht, wie ich alle meine anderen Ferien auch verbringe: Mehr Zeit mit der Familie, Freunden und Verwandten verbringen, bin öfter zur Moschee gegangen usw.
Zainab*: Die Weihnachtszeit ist für mich eines der schönsten Zeiten im Jahr. Ich liebe es in den Christkindlmarkt zu gehen und einen heißen Punsch zu trinken. Am meisten freue ich mich aber auf die Weihnachtsfeier gemeinsam mit meinen Freunden und auf die Vorbereitung der Geschenke für sie. 🙂
Bugra*: Weihnachten ist für mich eine schöne und festliche Zeit. Ich freue mich jedes Jahr darauf und genieße die weihnachtliche Atmospähre in Wien; Christkindlmarkt, Punsch, Kartoffelpuffer, Maroni etc.
CEAI: Wie sind deine Kindheitserinnerungen zu Weihnachten? Wie hast du dich gefühlt?
Abdu: Meine Kindheitserinnerungen in Weihnachten waren sehr cool. Meine Familie und ich haben immer gewichtelt. Im Kindergarten haben wir immer ein Weihnachtslied gesungen. In der Volksschule haben wir nur frohe Weihnachten gesungen.
Sarah: Alle anderen freuen sich und fragen mich mindestens fünf mal, ob ich es feiere, aber ich habe nie an den Weihnachtsmann geglaubt. Wir haben nicht gefeiert, außer im Kindergarten und in der Schule, da haben wir Geschenke gebastelt, aber sonst nichts. Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt, jetzt ist es mir jedoch schneeegal.
Ibrahim: Ich habe bis jetzt mit einer christlichen Familie gefeiert und ich finde es sehr schön.
Polat: Im Kindergarten haben wir zu Weihnachten in der Gruppe gefeiert, haben Weihnachts-Zeichentrickfilme angesehen, Weihnachtslieder gesungen, den Weihnachtskalender geöffnet, Adventkerzen angezündet usw. Ich habe mich damals auf die Geschenke vom Kindergarten gefreut. Schon damals hatte ich aber zuhause gelernt, dass Weihnachten kein Fest von uns Muslimen, ist und in der Moschee sagte man es ist „haram“, sowie Schweinefleisch auch „haram“ ist. Meine Eltern brachten mir auch bei, dass ich mit anderen darüber nicht diskutieren oder streiten soll, sondern sie respektieren soll. Ich habe es damals einfach so akzeptiert, wie es mir beigebracht wurde.
Damals antwortete ich auf die Fragen von Mitschülern, warum wir kein Weihnachten feiern immer: „Weil wir Muslime kein Weihnachten feiern, sowie ihr auch an unseren Festtagen nicht feiert.“ Aber ich fing langsam an zu hinterfragen: Wieso ist es verboten bzw. „haram“ ist, wenn man Weihnachten feiert, das schadet ja niemandem?
Als ich in der Moschee die Imame danach fragte, die mich lehren, antworteten sie mit einem Hadith: „Wer einem Volk nachahmt, so gehört er zu ihnen.“ Man geht von diesem Hadith aus und deswegen feiern wir Moslems kein Weihnachten und somit ist es den Muslimen „haram“ andere religiöse Feste zu feiern.
Zainab: Also zuhause wurde natürlich nicht gefeiert, doch im Kindergarten und in der Volksschule schon. Natürlich freut man sich als Kind etwas zu feiern, egal was es ist. Es war aber immer noch ein komisches Gefühl, weil man im Inneren wusste, dass man nicht wirklich dazu gehört.
Bugra: Im Kindergarten und in der Volksschule haben wir schon gefeiert, aber da wir von der Familie her eher muslimisch erzogen wurden, habe ich mich nie als ein Teil davon gesehen bzw. gefühlt. Deshalb war es einerseits fremd für mich, andererseits hatte ich eine heimliche Sehnsucht danach, schließlich war ich ja auch ein Teil der Gesellschaft.
*Namen wurde auf Wunsch geändert;
Abdu, 10 Jahre alt, besucht 1. Klasse Gymnasium
Sarah, 13 Jahre alt, besucht 3. Klasse Gymnasium
Ibrahim, 13 Jahre alt, besucht 3. Klasse Gymnasium
Polat, 22 Jahre alt, Studierender der islamisch-theologischen Studien
Zainab, 24 Jahre alt, Studierende der islamisch-theologischen Studien
Bugra, 31 Jahre alt, Masterstudent Betriebswirtschaft