Das Wort Heimat sprüht auch tief verwurzelte Funken von Emotionalität aus und umfasst die Wahrnehmung der Identität ganz gleich wie das Wort Islam nicht nur mit einer religiösen sondern auch politischen Identität verbunden ist. In gewisser Weise ist es somit eine schwierige Frage für mich, wenn ich daran denke, wie wichtig das Gefühl oder die Wahrnehmung der Identität ist. Es ist eine Frage, um die sich meine tägliche Aufmerksamkeit dreht: Was bedeutet es einer nationalen, einer ethnischen oder religiösen Identität anzugehören?
Wenn ich über politische Identitäten nachdenke, würde ich gern der Politik der vielen Möglichkeiten meinen Zuspruch geben, wo all diese Möglichkeiten eine tragbare Heimat finden, ineinander fließen können und nicht in einem Gefühl der festgefrohrenen Identitätsstarre verharren wollen. Eine solch erstarrte polititsche Identität birgt ja die Unterscheidung zwischen „wir“ gegen „sie“ in sich. Wenn wir außerdem noch diesen dualistischen Rahmen hinterfragen, sehen wir deutlich, dass die Meinung der Selbstüberschätzung „Wir sind besser als sie“ die Grundlage bildet.
Was mich doch am meisten beunruhigt ist diese Tatsache, dass die exklusivistische Selbstüberschätzung überall auf der Welt, sei es Ost oder West waltet. Dieser exklusivistische Ansatz zieht immer eine Linie zwischen “wir” gegen “sie” und ist tief von der Ansicht überzeugt, dass “wir” ist besser als “sie”.
Wir sprechen nicht offen darüber, aber wir tendieren zu dem Gedanken, dass die östliche Welt kein dynamischer Ort sei, wo wir nicht voranschreiten könnten, unverrückbar gleich einem monolithischen Block, dass es dort nicht so bunt zugehen könne, etc.
Inwieweit können diese Konstrukte die Wahrheit über den Islam aussagen, der ja mit der östlichen Welt so vernetzt ist? Inwiefern kann der Islam dahingehend fließend sein, dass er für Personen die Heimat erweitert, die auf der Suche nach einer neuen Heimat und Identität sind? Was kann das Gefühl der Heimat für den Islam sein?
Ich erinnere mich an ein sehr ausdrucksvolles Zitat, welches als Graffitiy an einer Schulwand im 18.ten Wiener Bezirk geschrieben stand und dem Philosophen Karls Jaspers zugeschrieben wird:
‘Heimat ist dort, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde.’
Nach diesem Zitat ist es sehr wichtig die Stimmen der Anderen zu hören, jede wechselnde Farbnuance und Intimität der Sprache des Sprechers zu verstehen, vielleicht auch seine Ansprüche, Gefühle, Bedürfnisse und sogar seine Sehnsüchte zu verstehen;
So wie der Islam eindeutig verstanden werden will, möchte auch er in der Tat all die variablen Stimmen der Gesellschaft verstehen, denn das formt das Gefühl der Identität und gibt der Bedeutung des Wortes Heimat den eigentlichen Sinn, denn es beinhaltet die Tiefe unserer Gefühle.
Heimat braucht nur den Verstand
Warum muss man alles aus religiösen Perspektiven Betrachten? Welchen Islam braucht eine Heimat, ist die eigentliche Frage? In Österreich sind über 20 Religionen, wie soll ich alles verstehen? Wie sollen alle Religionen mich verstehen? Wie sollen sich Religionen sich untereinander verstehen? Was mache ich dann, wenn ich eine Religion überhaupt nicht verstehe? Warum soll ich verstehen, dass die muslimische Männer ihre Haare zeigen dürfen, aber die Frauen nicht.
Besser wäre es, wenn die Menschen sich auf der Grundlage der pluralen Werte begegnen, sonst vergeuden wir nur unsere wertvolle Zeit. Religionen haben sich nie verstanden, nur bekriegt.
@Teeoman Balaban.. Herzlichen Dank für ihre sinnvolle Fragen , insbesondere darüber ”welchen İslam”eine Heimat braucht und dass Sie mit ihren weiteren Fragen uns zum Nachdenken geführt haben. Ihrer Meinung, dass die Religionen sich nur bekriegt haben, kann ich leider nicht zustimmen. Nicht Religionen führen Kriege sondern Menschen, selbst wenn die Motive oft religiösen Ursprungs erscheinen ist ihre Grundlage meist die genannte “wir sind besser als sie” Mentalität ..
Liebe Frau Toy,
danke für Ihre freundliche Antwort. Wenn die Religionen nur instrumentalisiert werden, dann kann ich die Macht der Religionen nicht verstehen. Warum glauben wir daran nicht, dass die Religionen die Menschen instrumentalisieren? Wenn die Religionen nur Instrumente sind, warum brauchen wir sie eigentlich? Weil sie einfache Instrumente sind? Wie können solche Instrumente meine Heimat bestimmen? Ist das nicht ein Irrtum?
Sorry viele Fragen:))
Schwere Fragen sind schön herr Balaban, aber bevor Sie solche Fragen stellen würde ich ihnen empfehlen sich zuerst die Bedeutung und die Wurzeln ihres Namen ”BALABAN” gut zu recherchieren und darüber zu überlegen ergibt sicherlich einen Sinn.
Mit Hochachtungsvollen Grüssen
?????:))
The nation state should embrace diversity and open up for multi-culti-national-identical, such as Indian/German hinduist. Not just one archetype on each national citizens.
Danke Dir Saliha Toy für deinen bedeutenden Beitrag. Du hast ein aktuelles Problem angesprochen. Liebe Saliha, Religiöse Werte und Normen, die die Erziehung eines Menschen prägen, prägen auch ihre Wahrnehmungen in der Fremde. Es ist eine Aufgabe jeder Gesellschaft unterschiedliche Kulturen und Religionen, die neu und fremd sind aufzunehmen und sie zu integrieren. Nur erst wenn religiöse Werte, ihre Normen, das Glauben, so wie die kulturellen Werte eines jeden Menschen in der anwesenden Gesellschaft als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird, erst dann wird es für Menschen möglich sein sich heimisch in ihrem Umfeld zu fühlen. Eine Gesellschaft, die Allen eine Heimat bietet, ist stark und selbstbewusst.
Obwohl der Islam und die Muslime seit Jahrzehnten im Westen existieren, gibt es meines Erachtens große Probleme bei der Akzeptanz seitens der Mehrheitsgesellschaft. Grund dafür sind ständige verallgemeinernde politische Debatten über den Islam und negative Berichterstattungen der Medien, welche die Gesellschaft stark prägen. Daraus resultiert sich eine immer mehr islamophobisch denkende und handelnde Gesellschaft und immer mehr Betroffene, die sich nicht gewollt fühlen. Wie sollen sich insbesondere junge Muslime zu Hause fühlen, wenn sie in der Gesellschaft, in der sie geboren/ aufgewachsen sind, sozusagen in ihrer eigenen “Heimat” ständig mit Vorurteilen konfrontriert werden? Gerade für die Identitätsentwicklung ist es doch von großer Bedeutung, dass sie in einer vertrauten und sie anerkennden Gesellschaft aufwachsen. Dies ist ein grundlegendes Grundbedürfnis, ein Grundrecht, die sie nicht geniessen. “Heimatlos in der eigenen Heimat”; so fühlen dich viele Muslime in Europa.
Is there possibility to read this in English 🙂