CEAI

Gewinner der “FASTEN BEWEGT”-Video Challenge 1439/2018

In diesem Jahr schafften es im Rahmen der “FASTEN BEWEGT”-Video Challenge 1439/2018 zwei Kurzvideos in die Bewertung der CEAI-Jury. Die Jury setzte sich wie folgt zusammen: Michael Ameen Kramer, Eyup Kus, Mevlida Mesanovic und Senol Yagdi. Beurteilt wurden zum einen die Geschichte im Rahmen des vorgegebenen Themas beziehungsweise die an das Publikum gerichtete Botschaft sowie die gestalterische Umsetzung. Die JurorInnen kamen einstimmig zu folgendem Endergebnis:

1. Platz

“INSHALLAH MORGEN 😀 “

3. Klasse (3A/B) in der Unterstufe des GRG7
Bundesgymnasium & Bundesrealgymnasium Kandlgasse 39, 1070 Wien

Preisgeld: 300 Euro

Teamleitung: Sule Dursun

 

2. Platz

“Wie lange haben wir noch 🙂 ?”

7. Klasse (7A/B) in der Oberstufe des BRG Kandlgasse 1070 Wien
Bundesgymnasium & Bundesrealgymnasium Kandlgasse 39, 1070 Wien

Preisgeld: 250 Euro

Teamleitung: Sule Dursun

Bewertung:

Das Gewinner-Kurzvideo “INSHALLAH MORGEN 😀” zeichnet sich durch seine klare mit Schmäh versehene Botschaft in Bezug auf den zwischenmenschlichen Umgang mit dem Fasten aus.

Mit der Frage des Schülers, ob seine MitschülerInnen fasten, ergibt sich für die Darstellung der Szene eine Balance der verschiedenen Positionen. Zum einen die Position, in der Fasten nicht nur ein Gebot, sondern eine Pflicht ist. Zum anderen die Position, dass bei potentiellen oder bloß vorgeschobenen Erschwernissen nicht gefastet werden muss. Vergeblich versucht der proaktive und in seiner Religionsausübung sehr eifrige Schüler seinen stets Ausreden suchenden Kontrahenten durch kontinuierliches Nachfragen zum Fasten zu bewegen.  Sogar der vermeintliche “Stiefbruder” oder etwa schwer heilbare Krankheiten werden vorgeschoben, um dem Fastengebot mit der eleganten Phrase “inshallah morgen” (so Gott will morgen) zu entgehen.

Die beiden Positionen wurden jeweils in ihren Extremen gespielt, weshalb die Botschaft letztlich auf den Punkt gebracht wird. Die Protagonisten stellten durch das direkte Ansprechen an die Rezipienten klar, dass das Fasten ein freiwilliges Gebot sei und, dass niemand zum Fasten gezwungen werden sollte. Diese Botschaft, die in herausragender Weise am Ende nochmal für die RezipientInnen klargestellt wird, spricht von einer offenen und toleranten Haltung gegenüber religiösen Traditionen bzw Riten. Die Freiheit zur Ausübung religiöser Riten, im Speziellen zur Einhaltung des Fastengebots während des Ramadans, ist nicht nur im Qur’an zu finden, sondern ist auch jenes in der Verfassung verankertes Menschenrecht, das den BürgerInnen die freie Wahl zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse gewährleistet. Niemand hat sich in diese höchstpersönliche Entscheidung zum Fasten während des Ramadan einzumischen!

Die nicht zu bewertende technische Umsetzung ist zwar insofern geglückt, als die Gestaltung dieses Kurzvideos im Sinne der Kameraführung und des Schnitts keine groben Mängel aufweist, aber der Ton leider nur mit einem integrierten Mikrofon aufgenommen wurde. Allerdings sollte die künftige Motivation weitere Kurzvideos zu erstellen deshalb nicht getrübt werden, denn der Ton ist selbst für Experten eine ständige Herausforderung. Ein weiterer Kritikpunkt ist auch in der gestalterischen Umsetzung anzumerken. Der Ablauf des Videos zeigt die SchülerInnen in verschiedenen Szenen, die sich auf einander folgende Ramadantage beziehen, an denen die Protagonisten jedoch stets dasselbe Gewand tragen. Unterschiedliche Leiberl hätten nochmal den Kontext der Geschichte verdeutlicht. Ansonsten waren die Charaktere durchgehend stimmig und gingen in der Geschichte zur Freude der RezipientInnen voll auf.

Das Kurzvideo “Wie lange haben wir noch 🙂 ?” hat sich mit einer ausgezeichneten kollektiven Teamleistung und einer gut nachvollziehbaren Geschichte ausgezeichnet und verdientermaßen den 2. Preis gewonnen.

Die Geschichte ist stellvertretend für viele MuslimInnen eine wahre Begebenheit, die früher oder später im Laufe des religiösen bzw mehr oder weniger spirituellen Fastenlebens schon einmal vorkam, so dass sich die Rezipienten gut hineinversetzen können. Man freut sich nach einem anstrengenden Tag, an dem etwa Turnen am Stundenplan stand, so sehr auf das Essen, dass die Vorfreude darauf ins Unermessliche steigt, wie die Protagonisten beim gemeinsamen Fastenbrechen eindrucksvoll in Szene setzten. Das kommunikativ ausgedrückte Leiden aufgrund des langen harten Fastentages in Verbindung mit der großen Freude kann auch aus der Perspektive der GastgeberInnen einen gewissen Druck hervorrufen, alle geladenen Gäste vollends zufriedenzustellen. Dass dabei ein Missgeschick passieren kann, etwa durch das Versalzen der Speise aufgrund der fehlenden Möglichkeit als fastendende Person das Essen vorzukosten, ist mehr als verständlich. Vor allem, wenn ein solches Missgeschick letztlendlich eine unfreiwillige Verlängerung des Fastens bedeutet und die erlittenen Strapazen erst mit einer Pizzalieferung wieder ausgeglichen werden.

Allerdings wird das gewählte Bezugsthema etwas banalisiert, wenn Fasten einzig und allein auf das Essen bzw auf die Vorfreude auf das Essen reduziert wird. In diesem Fall kann unter Einbeziehung des abwesenden Endes angenommen werden, dass die Protagonisten die dargebotene religiöse Einstellung zum Fasten bewusst offen lassen, um die Rezipienten zum Nachdenken zu bewegen. Ob dieser Nachdenkprozess tatsächich einsetzt, hängt von der vorhandenen Reflexionsfähigkeit der Rezipienten ab, ob für sie selbst das Fasten während des Ramadans womöglich mehr ist als der bloße Verzicht auf das Essen. Die Jury unterstellt den Protagonisten die Absicht, mit dem Kurzvideo eben diese Reflexion auszulösen, verweist aber gleichzeitig darauf, dass eine derart gewünschte Reaktion noch einfacher mit einem entsprechenden Ende hervorzurufen gewesen wäre. Diesbezüglich hätte womöglich schon eine Schwarzblende (fade out) gereicht, oder mittels Perspektivenwechsel der Kamera eine Botschaft von Ivo, der abschließend die ersehnten Pizzen bringt. Ohne dem geforderten Ende bleiben die Rezipienten hilflos zurück, die Botschaft hinsichtlich des Fastens in einem weiteren Spektrum verstehen zu können.

 

CEAI gratuliert herzlich den beiden Gewinner-Teams!

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