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Muslimisch – politisch – integriert

In den letzten Monaten wurde öfters darüber diskutiert, ob die aktive Teilnahme der Muslim*innen an den aktuellen politischen Debatten in Österreich als Politisierung des Islam zu verstehen ist oder ob diese aktive Teilnahme als Zeichen der politischen Partizipation der Muslim*innen zu verstehen bzw. zu fördern sei.

Politiker*innen, die mit muslimischen Namen aktiv Politik in verschiedenen europäischen Ländern betreiben, werden zwar von einigen rassistischen Gruppen attackiert, mehrheitlich jedoch als Selbstverständlichkeit von der Gesellschaft getragen. Die Bürgermeister der Städte London, Bremen oder Arnhem können als Beispiele für solche Politiker*innen hervorgehoben werden, ebenso Cem Özdemir, Omid Nouripour, Aydan Özoğuz und Gülistan Yüksel, welche die Interessen ihrer Wählerschaft im  deutschen Parlament vertreten.

Problematischer gestaltet sich die Situation bei Politiker*innen, welche insbesondere ihre religiösen und ideologischen Botschaften in den Vordergrund rücken – wie z. B. die Denk-Partei in den Niederlanden, The Islamic Party of Britain, die ADD in Deutschland – und weniger die Interessen der Menschen des Landes, in dem sie leben, sondern vielmehr die Interessen der Herkunftsländer oder bestimmter religiöser gesellschaftsferner Gruppen vertreten.

Darüber hinaus versuchen nicht wenige Aktivist*innen linker Organisationen und sozialdemokratischer Parteien, sich in ihrer Opferrolle für ihre eigene Ideologie und Theologie eine künstliche Kulisse zu schaffen. Diese Gruppen von Aktivist*innen werden teilweise unreflektiert als Schützlinge der linken Szene betrachtet, die ständig auf die Hilfe der Mehrheitsgesellschaft angewiesen sind.

Außerdem haben wir in Europa auch Organisationen wie Millî Görüş oder die Muslimbruderschaft, die aktiv bestimmte Politiker*innen mit muslimischem Hintergrund ideologisch und finanziell unterstützen, um für ihre eigene Ideologie Freiräume zu schaffen. In Österreich können wir einige Politiker*innen und Aktivist*innen zu dieser Gruppe zählen.

Es ist zu erkennen, dass die politische Einmischung der Menschen mit muslimischem Hintergrund Resultat verschiedener Interessen und Hintergründe sein kann. Eine pauschale Vereinheitlichung dieser Gruppen entspricht nicht der Wirklichkeit der muslimischen Bevölkerung in Europa.

In Anbetracht dessen sollte jedoch nicht der Fehler begangen werden, die islamisch begründeten politischen Interessen mit anderen humanitären Organisationen, wie Caritas oder Diakonie zu verwechseln.

Diese Verwechslung kann nicht nur der Gesellschaft und dem politischen Klima schaden, sondern die Zukunft der Muslim*innen in Europa gefährden und das Elend des politischen Islam aus den islamischen Ländern nach Europa übertragen. Seit über 200 Jahren leiden mehrheitlich muslimische Länder unter der Illusion, eine Gesellschaft nach islamisch-politischen Vorstellungen gestalten zu können. Der vergebliche Versuch in den islamischen Ländern sucht immer mehr Handlungsräume in den europäischen Staaten. Aktivist*innen des politischen Islam sind dringend auf den Erfolg in Europa angewiesen, um ihren in den islamischen Ländern verlorenen Einfluss andernorts wiederbeleben zu können.

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