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Mündiger Glaube: Mission Impossible #1

Seit bereits fast vierzig Jahren gibt es nun den islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Österreich. Das Kernziel ist junge Muslime und Musliminnen zu einem mündigen Glauben zu befähigen. Ob dies auch immer gelingt ist natürlich eine andere Frage.

Im Rahmen einer Online-Umfrage haben wir 37 junge Muslime und Musliminnen aus Wien nach ihren Erfahrungen mit dem islamischen Religionsunterricht befragt. Uns hat interessiert, ob sie sich bei den Lehrpersonen aufgehoben fühlen, ihrer Neugier mit offenen Ohren begegnet wird und welche Verbesserungen sie sich für den Unterricht wünschen.

Größtenteils fühlen sich die Schüler und Schülerinnen sehr wohl und empfinden den Unterricht, trotz einigen Macken, als sehr angenehm und nötig. Manchmal sogar so angenehm, dass sich einige wie in einer Freistunde fühlen – verbunden gelegentlich mit Unterforderung und Langweile. Als Grund dafür wird von den Schülern und Schülerinnen das jahrelange Wiederholen derselben Themen angegeben.

Nicht alle sehen die Schuld bei den Lehrpersonen und Inhalten, wie beispielsweise Ahmad* (23), der 12 Jahre lang den Religionsunterricht besucht hat: „Allgemein waren die Lehrer schon gut, aber die Schüler waren meistens geistig abwesend, weil es kein Pflichtfach ist.“ Weiteres findet er den Religionsunterricht sehr wichtig: „da muslimische Schüler, die im Privatleben keinen Kontakt oder Bezug zur Religion haben, wenigstens durch den Religionsunterricht eine Möglichkeit bekommen, etwas über ihre Religion zu lernen“.

Wichtig zu erwähnen ist jedoch auch, dass nicht alle den Religionsunterricht als unzureichend wahrnehmen, sondern auch als überfordernd, wie Ayse* (18), nach vier Jahre Religionsunterricht, sagt: „In der Hauptschule war es nicht wirklich so, wie ich mir einen Religionsunterricht vorgestellt habe. Wir haben einfach Texte gelesen, wo man kein einziges Wort verstanden hat“.

Die Themenauswahl spielt für die Schüler und Schülerinnen eine bedeutende Rolle. Auf die Nachfrage hin zu Themenwünschen haben wir verschiedenste Antworten bekommen. Unter ihnen der Umgang mit Islamophobie als auch mit rassistischen Beleidigungen oder Angriffen, klare Stellungen zur Musik, Auseinandersetzung mit der LGBTQ+-Thematik, das Kopftuchablegen und Tattoos und Piercings. Identitätsfragen sind auch präsent und um eine klarere Trennung von Kultur und Islam wird gebeten.

Mehrmals angesprochen wurde auch die Sexualität, sowohl im ehelichen als auch im außerehelichen Kontext.

Auf die Frage hin, ob es Tabu-Themen geben würde, die man nicht anspreche, meinte Fatima* (21): „Es wären Themen, die nur das weibliche Geschlecht betreffen würden, die etwas unangenehm sind, vor den männlichen Mitschülern zu stellen. Ab und zu auch mal getrennte Stunden, wie z.B. nur Jungs und nur Mädchen, wären gut“.

Das ist ein sehr komplexes Thema, mit teilweise sich widersprechenden Forderungen der Schüler und Schülerinnen, was aber vielleicht auch zeigt, dass es schwer wird es allen recht zu machen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass man nicht daran arbeitet. Ganz im Gegenteil, dies soll eine Motivation sein, um sich noch mehr um einen Religionsunterricht zu kümmern, zu dem man gerne hingeht und der einen auch weiter bringt.

Schön gesagt hat es Shayma* (22) nach 10 Jahren Erfahrung mit dem Religionsunterricht: “Der Islam, wie auch andere Religionen, hatte schwerere Zeiten, wo man ihn falsch interpretiert und ausgelebt hat.”

Wer mögliche Herausforderungen als solche ansieht und annimmt, kann nur noch nach vorne gehen. Oder wie Thomas von Aquin sagte:” Für Wunder muss man beten, für Veränderungen arbeiten”.

In den folgenden Tagen wird ein Teil der Umfrage im Interviewformat hochgeladen.

*Namen wurden geändert

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